Sammlung Koch-Wallner 1935-1937
“Vielleicht hat jemand nach uns Lust und Kraft, einen Teil der gesammelten Lieder und Weisen wieder zum Leben zu erwecken”
(Adalbert Koch)
Entstehung
Die Lieder der Sammlung Koch-Wallner wurden bei der Bauernfamilie Moser (“Großmoser”) im Alpbachtal zwischen dem 8. Dezember 1935 und dem 28. März 1937 an 25 Abenden aufgezeichnet. Die beiden Feldforscher fertigten dabei von über 200 Liedern und Stücken in besonders sorgfältiger Art und Weise (meist mit Text und Melodie) Niederschriften an und fügten diesen sowohl ein alphabetisches als auch ein chronologisches Register an. Der gesamte Bestand wurde zu Beginn der 1960-er Jahre dem Tiroler Volksliedarchiv übergeben und unter der Signatur III/1 mit folgendem Vermerk eingetragen: “Hauptschullehrer Adalbert Koch, Hall, und Schulrat Norbert Wallner, Kitzbühel: 218 Liedaufzeichnungen vom Großmoser in Alpbach, m.M. (22.12.1961)”.
Über die Forschungsfahrten
Unter dem Titel “Volksliedsammelfahrten” verfasste Adalbert Koch 1973 nachträglich ein ausführliches Vorwort. Darin schildert er aus nostalgischer, romantisch-verklärter Distanz, wie er zum “Großmoser”-Hof gelangte. Dessen Bewohner waren übrigens schon hundert Jahre zuvor als besonders begabte Sängerfamilie über das Tal hinaus bekannt gewesen, wie uns die Tiroler Reiseberichte von Ludwig Steub (1812-1888) belegen. “Hier schien sich eine unerschöpfliche Quelle von alten Tiroler Volksliedern erschlossen zu haben, die auszuschöpfen ich mich außerstande sah”, schreibt Koch und animierte damals seinen Freund Norbert Wallner, ihn nach Inneralpbach zu begleiten. Als Ausrüstung diente den beiden eine kleine Ziehharmonika und selbst angefertigtes Notenpapier – Tonaufnahmen konnten damals noch nicht gemacht werden. Ganz nebenbei erfährt man aus diesem Bericht etwa auch, dass Koch und Wallner “die einzigen Schifahrer weit und breit” waren.
Das Liedgut der Familie Moser bezeichnet Koch als “recht unterschiedlich”: Während die jüngere Generation Tiroler Volkslieder bevorzugte, sang der Altbauer gerne Lieder aus der Rekrutenzeit, “typische österreichische Soldatenlieder”. Koch bedauert im Nachhinein, diese Lieder nicht vollständig festgehalten zu haben, da er zu jener Zeit der Meinung war, sie seien ohnehin sehr bekannt und bereits dokumentiert. Weiters beschreibt er die eigentümliche Art des Jodelns, die nichts mit den “auf den heutigen Fremdenverkehr abgestimmten Zungenakrobatik-Jodlern” zu tun habe. Es “hatte etwas Gewaltiges, Urtümliches an sich”, schwärmt der Sammler noch Jahrzehnte später. Der aktuellen Situation der Volksmusik im Alpbachtal der 1970-er Jahre kann er dagegen nichts mehr abgewinnen: Resigniert beklagt er abschließend die Zerstörungskraft des Fremdenverkehrs und der Medien – “die Lieder sind unecht, die Jodler gekünstelt, alles ist unwahr und nur auf Gelderwerb gezielt”.
Die gesammelten Stücke
Neben den von Koch beschriebenen Liedern und Jodlern finden sich unter den 218 Nummern auch eine Reihe von Instrumentalstücken (vorwiegend Walzer und Bairische).
Unter der Originalnummer 41 ist außerdem die stattliche Anzahl von 231 Schnaderhüpfel erfasst, die einzeln in das hier vorliegende Liedregister aufgenommen wurden. Sieben Vierzeilerweisen (= Melodien), auf die diese Gstanzln gesungen werden können, sind ihnen vorangestellt (unter Original-Nr. 40).
Liederverzeichnis der Sammlung Koch-Wallner
Bei allen mit einem Sternchen (*) gekennzeichneten Liedern handelt es sich um Schnaderhüpfel, also Vierzeiler, die auf die sieben angeführten Vierzeilerweisen gesungen werden können. Die Sammler haben mehrere Vierzeiler auf ein Blatt geschrieben, weshalb stets die ganze Seite angezeigt wird, auf der das von Ihnen gesuchte Schnaderhüpfel steht.
Vierzeilerweisen aus der Sammlung Koch-Wallner